cs-pferde

Christina Stuiver

2017-04-30

Was sollte man über den Pferdekauf wissen?

PFERDEKAUF leicht gemacht!

…Vorwort…

Ein Leben ohne diese wunderbaren Tiere ist für mich kaum vorstellbar, einfach eine Leidenschaft die ich zu meinem Beruf gemacht habe. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Fachgerechten Ausbildung von Pferd und Reiter und auch auf der Vermittlung von Verkaufspferden. Zudem bewerte und vermittle ich Verkaufspferde in ganz NRW, überwiegend aber im Kreis Steinfurt. Meine Erfahrungen zum Thema Pferdekauf möchte ich gerne mit Ihnen teilen.
Es muss nicht schwer sein Ihr Traumpferd zu finden!
1. Nach welchen Kriterien wählen Sie Pferde aus die zu Ihnen passen? Worauf müssen Sie beim Pferdekauf achten?
2. Wie verhalten Sie sich richtig beim Probereiten?
3. Sie haben sich für ein Pferd entschieden, wie geht es weiter?

1. Nach welchen Kriterien wählen Sie Pferde aus die zu Ihnen passen? Worauf müssen Sie beim Pferdekauf achten?
Als erstes sollten Sie sich überlegen, bis zu welcher Klasse können Sie reiten und sind Sie im Training? Wie weit möchten Sie einmal Ihr Pferd ausbilden? Für was für eine Arbeit soll das Pferd geeignet sein?
Entscheiden Sie sich als erstes für eine Disziplin. Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Freizeit, Western, Gang, oder Zirzensische Lektionen.
Dann kommt die passende Rasse dazu, was natürlich auch sehr wichtig ist, um später glücklich mit Ihrem neuen Pferd werden zu können, denn nicht jede Rasse ist für jede Sparte geeignet.
Für Pferdesportfreunde der Dressur, Springen, oder der Vielseitigkeit kommen Warmblüter jeglicher Rassen in Frage, z. B. Westfalen, Oldenburger, Hannoveraner etc., auch Halbblüter oder Vollblüter werden in genannten Verbänden gezüchtet. Warmblüter haben ein mittelmäßiges Temperament, welches natürlich immer im Einzelfall zu betrachten ist, jedoch kann man sagen, dass diese Pferde sowohl im Hochleistungssport wie auch im Freizeitbereich eingesetzt werden können.
Halbblüter und Vollblüter sind oft für Leute die wirklich viel Arbeiten möchten, denn diese Pferde haben Ausdauer und Kampfgeist. Das heißt natürlich nicht, dass das schwierige Pferde sind, aber diese Pferde werden z.B. gerne in der Vielseitigkeit eingesetzt. Sie sind einfach gut zufrieden wenn sie richtig gefordert werden. Für weitere Infos dazu kann man auf die entsprechenden Seiten der Verbände schauen und die Zuchtziele und Eigenschaften abfragen. 
Bei Freizeitreitern ist es fraglich ob es einem Sportpferd ausreichen wird einmal die Woche eine Reitstunde und drei mal die Woche gemütlich einen Schrittausritt zu unternehmen.
In diesem Fall würden sie vermutlich mit einem Quarter Horse, Haflinger, Tinker, Friese etc. glücklicher werden. Falls ihnen diese Rassen nicht zusagen, erfragen Sie später beim Züchter oder Besitzer genau nach, ob dieses Pferd auch mit weniger Arbeit zufrieden wäre. Es ist einfach bei jedem Pferd anders!
Bei den Western Reitern ist die beliebteste Rasse, das Quarter Horse, welches für ihre sehr entspannten Charaktereigenschaften und wendigen Körperbau begehrt sind. Sie werden gezüchtet um mit Schnelligkeit, Wenigkeit mit Ruhe bei der Arbeit mit und ohne Vieh einfach zum Erfolg zu kommen. Es werden mittlerweile auch viele andere Rassen wie Araber, Appaloosa, Tinker etc. Western im Freizeitbereich geritten. Dies ist kein Problem, es wird meistens beim Besitzer entschieden in welcher Sparte sich sein Pferd am wohlsten fühlt. Man merkt und sieht es den Pferden auch an, welche Arbeit es liebt.
Bei Interesse an Show und Zirzensischen Lektionen gibt es hervorragende Rassen, wie z. B. die Friesen oder Spanier die wirklich viel Spaß an so etwas haben und gelehrig alles erlernen. Für Gangpferde Liebhaber kommt z.B. der Isländer in Frage.  

Die Liste ist lang und ich möchte einfach darauf hinweisen, das wenn Sie sich für eine Rasse entscheiden, wirklich wichtig ist diese Eigenschaften zu bevorzugen, denn sonst werden bei Ihnen und Ihrem späteren Pferd Unzufriedenheiten auftauchen.
Die Größe macht man am besten von seiner eigenen abhängig. Sind Sie 180 cm groß, schauen Sie nach Pferden ab ca. 170 cm Stockmaß, oder etwas kleineren aber eher kräftigeren Pferden. Sind Sie z.B. 160 cm groß, passen auch kleinere Pferde gut. Kräftige, kleinere Pferde decken einen größeren Reiter auch gut ab, es gibt natürlich Ausnahmen. Auch ist zu bedenken, dass bei kleineren Reitern oder Kindern das Pferd wegen des Kräfteunterschiedes nicht zu groß sein sollte, um auch mal in „brenzligen“ Situationen genug Kraft zu haben um es z.B. beim durchgehen zu halten. Und natürlich sollte das Gesamtbild gut harmonieren, was gerade bei großen Reitern in der Dressur wichtig ist. Auch bei schwereren Reitern ist es wichtig ein nicht zu schmales oder zu kleines Pferd auszuwählen.
Der Charakter ist schwer einzuschätzen bei einem Pferd, welches man nur ein- zwei mal testet. Sie müssen sich weitestgehend auf den Vorbesitzer verlassen und ihm vertrauen das er Ihnen die Wahrheit sagt. 
Es gibt auf jeden Fall auch Sportpferde die einen ruhigen Charakter haben und es gibt natürlich auch die etwas sensibleren Pferde, die eher etwas für Fortgeschrittene Reiter und sehr ruhige Menschen sind. Mit so einem „Sensibelchen“ muss man in stressigen Situationen mal mit einer Überreaktion rechnen. Als Turnierpferde gehen sie vielleicht nicht auf jedem Viereck ohne mal wegzuspringen. Man muss mit diesen Pferden ein Leben lang viel Geduld aufbringen und Stärke zeigen. Ein einfaches Merkmal dieses zu erkennen, liegt im beobachten. Schauen sie sich das Auge an, ist weiß zu sehen? Oder weit aufgerissen und sieht alles? Ist es tiefen entspannt? Oder eher phlegmatisch? (Darauf gehe ich im Teil 2. noch ausführlich ein, - das Probereiten.)
Das Alter eines Pferdes kann sehr entscheidend sein um glücklich zu werden. Junge Pferde… Sie sind für den Anfänger/ Einsteiger/ ängstlichen Reiter nicht geeignet. Hier empfiehlt sich immer die Wahl auf ein ein bereits (gut) Ausgebildetes und (gut) erzogenes Pferd, denn hierbei ist die Chance des Fehler verzeihens höher, denn das Pferd weiß damit umzugehen und „hilft“ dem Reiter unterstützend mit. Auch sind sie bereits abgeklärter, unerschrockener unterwegs und verunsichern den Reiter nicht so schnell. Und was ganz wichtig ist, sie bringen den Reiter nicht so schnell in Gefahr! Was meiner Meinung nach immer wieder unterschätzt wird, was einfach auf die mangelnde Erfahrung und Selbstüberschätzung zurückzuführen ist.
Ein Reiter, der bereits ein Pferd weit ausgebildet hat, oder der viel Unterstützung von seinem Trainer bekommt, kann ein Junges Pferd in Erwägung ziehen. Allerdings sollte man immer bedenken, ob es nicht vielleicht auf einem schon weiter ausgebildeten Pferd mehr Spaß machen würde. Man könnte sich (noch) weiter bilden, zusammen mit diesem Pferd viele Erfolge verzeichnen und vor allem – sofort loslegen, (fast) täglich selber reiten und richtig arbeiten. 
Bei einem Jungen Pferd gibt es viel zu bedenken, z.B., wenn es mit (vor) drei angeritten wurde. 
Ich gebe Ihnen ein Beispiel, Sie haben es drei- jährig gekauft, es ist Winter, die kommende Saison rückt in Sicht, Sie möchten allen ihr tolles, dann vier- jähriges Pferd zeigen.
Sie trainieren es jeden zweiten Tag, das reicht völlig. Mal Longe, Gelände, mal Bodenarbeit, Verladetraining, etc., schön abwechslungsreich. Mehr schafft es körperlich (noch) nicht, Muskeln, Skelett und auch Mental nicht, es wächst ja noch!
Dann die Saison, es geht ein, zwei, vielleicht auch drei oder vier Turniere, für ihn ist die Saison dann schon wieder vorbei, denn es braucht noch Zeit zum entwickeln, auch seelisch!
Ich persönlich (aber das macht auch jeder anders) lasse die jungen Pferde dann den Rest des Sommers frei auf der Wiese, ohne Training. Die braucht es um sich weiter zu entwickeln, vor allem Körperlich sieht man dann einen großen Unterschied. 
Zum Winter hin fangen Sie dann langsam wieder an, wieder jeden zweiten Tag Training (Sie haben ja Zeit und Verständnis für das wachsende Pferd). Zum zweiten mal lassen Sie den Sattel von einem Fachmann kontrollieren, wie auch nach dem Kauf, aber das sollte ja selbstverständlich sein.
Immer mit Blick auf die kommende Turniersaison steigern Sie das Training behutsam, passen evtl. ein Zusatzfutter für den Muskelaufbau an. Nun lassen Sie erneut den Zahnarzt kommen, denn Ihr Pferd wechselt ja zwischen drei und fünf Jahren der Reihe nach die Zähne. Sie nehmen auch eine Zeit in Kauf, in der das Pferd oft unzufrieden ist, Sie nicht reiten können (Zahnen tut ihnen manchmal sehr weh).
Manchmal muss man ein Turnier absagen, weil es gerade Zahnt und sich kaum reiten lässt.
Unarten, wie buckeln, steigen, durchgehen werden meistens in diesem Alter ausgetestet. An der Hand können anrempeln, treten, beißen oder schlechtes Führen vorkommen. Natürlich nicht immer, je nach Typ und welche Grunderziehung er bis jetzt genossen hat. Die Pferde bekommen Kraft und testen einfach alles aus. Quasi die Pubertät…
Mit sechs ist der gröbste Spuk vorbei und wenn Sie alles richtig gemacht haben, haben Sie ein (fast) Erwachsenes Pferd, mit einem schönen Muskelaufbau, viel Vertrauen, Motivation und gut erzogen. 
Nun können Sie eine Turniersaison durchstarten und das Training und die Ausbildung weiter steigern.
Für Sie ist einfach nur wichtig – schaffen Sie das? Finanziell ist jedes Pferd teuer, ob jung ob alt, keine Frage. Ich meine entscheiden Sie sich für ein drei-jähriges Pferd oder ist es für Sie besser nach einem sechs- bis acht jährigen, oder gar 15 jährigen zu suchen?
Seien Sie ehrlich mit sich selbst! Stehen Sie dann zu ihrer Entscheidung, auch gegenüber der anderen Reiter am Stall! Es wird immer versucht Ihre Entscheidung z.B. mit: „ich würde ja einen jungen nehmen, weil….“ zu beeinflussen. Jeder weiß es besser. Machen Sie das nicht. Hören Sie auf Ihren Trainer/ Bereiter, der Sie kennt und weiß wie Sie reiten. Er kann später auch mitfahren, denn vier (geschulte) Augen sehen mehr als zwei.

2. Wie verhalten Sie sich richtig beim Probereiten?
Am besten fangen Sie mit der richtigen Auswahl an, denn ein Pferd anzusehen, dass ihnen eigentlich nicht richtig gefällt, können Sie sich, dem Pferd und den Besitzern mit meist bezahlten Bereitern sparen.
Zusätzlich zu Fotos kann man auch Videomaterial im Vorfeld ansehen, mit den Besitzern sprechen, ob das Pferd zu Ihnen passen könnte. Schreiben Sie sich Fragen auf, damit Sie nichts vergessen und später keine Überraschungen erleben. 
Die Frage nach dem Charakter, Gesundheitszustand und ob evtl. ein Tüv vorliegt, den genauen Ausbildungsstand und ob es Geländetauglich etc. ist können Sie schon gut vorab am Telefon besprechen. Auch ob Sie das Pferd beim Probereiten gesattelt und schon Schritt geritten sehen möchten, oder bereits beim putzen. Jeder möchte es anders haben und die Besitzer gehen bestimmt gerne darauf ein.
Ich persönlich habe es am liebsten, wenn das Pferd schon ein paar Stunden in der Box gestanden hat, bevor ich es ausprobiere, damit man gut sehen kann, ob das Pferd beim reiten steif, grell, oder lahm anfängt. Auch das putzen und Satteln schau ich mir gerne an um Sattelzwang oder innere Unruhe zu erkennen. Dies alles lässt auch sehr gut auf die Charaktereigenschaft schließen.

Der Termin steht. Sie fahren am besten zu zweit, denn vier Augen sehen mehr als zwei und einer kann sie dann beim reiten filmen. 
Fahren sie zeitig los, denn warten mag keiner. Falls das Navi eine Verspätung ankündigt, rufen Sie den Besitzer an. Das vorbereiten des Pferdes, „aufhübschen“ dauert seine Zeit und soll perfekt sein, wenn Sie ankommen. Das geht nur in einem guten Zeitplan, auch der Bereiter kommt evtl. extra für Sie.
Sie sind angekommen und werden nett begrüßt. Der erste Eindruck ist entscheidend, lassen Sie den Moment auf sich wirken. Seien Sie einfach offen und freundlich. Die meisten Verkäufer/ Züchter erleben so viel Unfreundlichkeit! Sie sind nicht immer die Gauner, die einem nur lahme Pferde andrehen wollen! Trotz alledem scannen sie sorgfältig das Pferd von Kopf bis Fuß. 
Für mich ist immer wichtig: Das Gesamtbild. Wie ist der Blick? Wach aber zufrieden? Wie sehen die Muskeln aus? Sehnig, angespannt, oder ist die Haut am Hals und Rücken locker und weich? Das gibt Aufschluss wie das Pferd die letzten Wochen gearbeitet wurde. Musste es gut durch geritten werden damit es heute brav ist? Oder waren nur viele Interessenten vor Ihnen da die Woche? Für schnelle Urteile ist es zu früh. 
Halten Sie sich bitte mit „ oh ein Überbein“, oder „oh, wie steht der denn hinten?” zurück. Behalten Sie es für sich. Gehen Sie weiterhin neutral an das Probereiten heran. Jedes Pferd hat irgendetwas, aber es muss nicht zwingend schlecht sein. Das kann auch später der Tierarzt checken.
Fragen Sie, was Sie interessiert. Züchter erzählen gerne etwas über ihre Abstammungen, dabei können Sie viel über Charakter und Leistungsbereitschaft des Pferdes erfahren. Wichtig ist noch der Beschlag, hat das Pferd einen Spezialbeschlag fragen Sie warum, so ein Beschlag kann auf Sehnenprobleme oder andere Krankheiten hinweisen, vielleicht könnte das Pferd aber auch ohne Eisen gehen, was für den Kostenpunkt später einmal wichtig werden könnte. Wie sieht es mit dem Futter aus, was bekommt das Pferd, ist es z.B. empfindlich auf Silage, es könnte sein, dass sie dann einmal mit Kolik zu tun haben werden, ist es leicht-, oder schwer- futtrig?
Lassen Sie sich das Pferd Vorreiten und schauen Sie ob Ihnen die Grundgangarten und Ausstrahlung gefallen. Schauen Sie nach Stärken und Schwächen, ob es schreckhaft oder stürmisch ist, direkt von Anfang an. Lassen Sie sich nicht so viel ablenken, schauen Sie mit welchem Kraftaufwand geritten wird und wie. Damit Sie wissen woran das Pferd gewöhnt ist. Das ist wichtig wenn Sie gleich aufsteigen.
Pferde lassen sich gut umstellen, wenn Ihnen der Reitstil nicht gefällt mit dem das Pferd vorgestellt wird. Für ein weiteres Treffen würden Sie bestimmt Ihren Trainer mitnehmen, der könnte Ihnen dazu weitere Tipps geben. Was wichtig ist: Achten Sie auf einen ruhig, locker und gerade (!) getragenen Schweif, auf Kautätigkeit und wenn Sie es erkennen auch auf das Schwingen im Rücken, die Bewegung hinter dem Sattel. Wippt alles gleichmäßig im Takt, rechts wie links? Treten beide Hinterfüße gleichmäßig weit vor?

Falls Ihnen das Pferd zusagt, steigen Sie (bitte mit Reitkappe) auf, falls nicht, (das kommt auch mal vor) bedanken Sie sich herzlich und beenden Sie das Probereiten. Das Pferd wird geschont, denn es ist immer Stress für die Vierbeiner in der Verkaufszeit. Und man kann sich selber die Zeit auch sparen. 
Falls der Besitzer fragt, woran es liegt, seien Sie einfach ehrlich. Es ist nun mal so, es muss ja DAS Pferd sein :) Wenn Sie sich doch entschieden haben aufzusteigen, fragen Sie vorher ob Sporen und Gerte okay sind. Steigen Sie nicht einfach so auf. Fragen Sie gegebenenfalls nach, warum nicht.
Dann lassen Sie es langsam angehen. Erst einmal etwas klopfen und ein paar nette Worte ist bei den meisten Pferden von Vorteil, denn Sie sind Fremd. 
Testen Sie in Ruhe. Wie ist das Bauchgefühl? Sicher und entspannt? Angespannt? Sitzen Sie in einem schwingendem Rücken? Oder fällt es Ihnen schwer in den Takt zu kommen? Wichtig ist, das Sie sich wohlfühlen! 
Reiten Sie nur so lange und testen Sie, was das Pferd kann und nicht mehr. Es wäre unfair Runde um Runde zu drehen, oder einen fliegenden Galoppwechsel von einem Pferd zu verlangen, das es noch nie gemacht hat, oder einen 1,40 m Sprung aufzubauen, obwohl in der Beschreibung steht, dass es bis A-Springen ausgebildet ist. So etwas sollte auf jeden Fall mit dem Besitzer besprochen werden. 
Wenn Sie etwas bei einem Jungen Pferd sehen möchten, was es noch nicht gelernt hat, lassen Sie das Pferd absatteln und z.B. frei laufend die Richtung wechseln, dann kann man schon ungefähr abschätzen wie schwer ihm vielleicht einmal ein Galoppwechsel fallen wird, oder ein im Springen unerfahrenen Pferd auch einmal Freispringen lassen. Falls Sie vorhaben es später als Springpferd zu nutzen. Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig nicht auf etwas Glück zu vertrauen, das es wohl springen kann. Das kann einfach nicht jedes Pferd. 
Aber natürlich gibt es keine Garantie darauf, denn das meiste hängt auch mit der weiteren Ausbildung zusammen. Aber alles zu seiner Zeit. 

3.Sie haben sich für ein Pferd entschieden, wie geht es weiter?
Wenn Sie alles getestet haben, besprechen Sie Ihre Eindrücke mit dem Besitzer, sprechen über preisliche Vorstellungen und machen gegebenenfalls einen weiteren Termin mit Ihrem Trainer/ Bereiter aus, der das Pferd dann auch noch einmal testen sollte, damit er Sie gut beraten kann. Wenn Sie das Pferd gerne möchten, nur noch auf das Ok von Ihrem Trainer warten, sagen Sie es dem Besitzer auch so, er wird es verstehen und falls er möchte das das Pferd zu Ihnen kommt, wird er sich darauf einlassen. Lassen Sie sich nicht drängen direkt zuzuschlagen, die Verkäufer erwähnen als Druckmittel immer wieder gerne das das Pferd schon fast verkauft ist. Falls es dann so ist, ist es Pech und die Suche geht weiter. Sie sollten wirklich erst zuschlagen, wenn Sie sich ganz sicher sind. In Eile übersieht man nur Dinge, die man hinterher bereuen könnte. 
Mir wäre schon einmal fast (!) ein Bockhuf entgangen, weil das Pferd aus der Box in die Halle geführt und dort direkt frei laufen gelassen wurde. Es bestach durch enorme Bewegungen und eine Wahnsinns Ausstrahlung, beim Einfangen hatte ich noch einmal instinktiv über das ganze Pferd geschaut und war geschockt, das ich fast darauf reingefallen wäre. 
Es sollte immer das Preis-Leistungs-Verhältnis im Auge behalten werden. Vermeintliche „Schnäppchen“ sind selten, man muss schnelle Entscheidungen treffen, da viele Profis ihr Augenmerk auf diese Pferde legen, um etwas Geld damit zu verdienen. Bei solchen „Schnäppchen“ handelt es sich oft um junge teils rohe oder leicht angerittene Pferde, wo beim Beritt gespart wird, weil der Züchter z.B. nicht reiten kann. Wird das Pferd im Profiberitt angeboten und sehr preiswert, z.B. mit tollen Grundgangarten ausgestattet, sollten Sie viele direkte Fragen stellen, vielleicht hat das Pferd einen schlechten Tüv oder wurde erst sieben jährig angeritten. So etwas veringert den Kaufpreis leicht bis drastisch.

Um wieder zurück zu Ihrem Probereiten zu kommen, falls ihr Bereiter auch mit diesem Pferd zufrieden ist, wird, falls das Pferd noch keine AKU sprich Ankaufsuntersuchung auch genannt Tüv hat, einen Termin bei einem Tierarzt oder Tierklinik Ihrer Wahl gemacht. Dort wird das Pferd auf Herz und Nieren geprüft. Das heißt je nach dem was Sie möchten können Sie untersuchen lassen. 
Meistens wird ein kleiner Tüv gewählt, d. h. Röntgenbilder der unteren Gliedmaßen, Untersuchung des Herz- Kreislaufsystems und Beugeproben. Es gibt noch den großen Tüv mit Röntgenbildern vom Hals und Rücken und evtl. Blutabnahmen, bei Verdacht auf z.B . Beruhigungsmittel, oder Schmerzmitttel. 
Falls etwas gefunden wird ist abzuwägen, was und wie sehr es Ihre spätere Arbeit mit dem Pferd einschränken würde. 
Z.B. kann ein leicht lahmendes, älteres Pferd mit Befunden noch gut im Gelände Freizeitmäßig geritten werden, ist aber für den Sport völlig unbrauchbar. Das wird aber dann mit dem Arzt, den Besitzern und Ihnen zusammen alles besprochen. Auch sollten meiner Meinung nach Röntgenbilder nicht überbewertet werden, denn viel öfter als ein Röntgenologischer Befund sind z.B. Probleme an den Muskeln, Sehnen und Bändern, was beim Tüv nicht gesehen werden kann. Deshalb halte ich persönlich die Beugeproben für bedeutender. Es kommt auch oft vor, das etwas gefunden wird, das Pferd aber nicht lahmt und durchaus noch zehn Jahre lahmfrei geritten werden kann. Oder es lahmt und kann einfach behandelt werden. Über die Behandlungskosten, wie z.B. bei einem „Chip“ kann man sich einigen, denn der Besitzer möchte ja auch gerne verkaufen und Sie möchten dieses Pferd gerne haben. 
Wofür Sie sich aber entscheiden, es liegt bei Ihnen und falls Sie sich unsicher sind lassen Sie sich vom Tierarzt beraten. 
Es soll ja Ihr Traumpferd werden und Sie müssen dabei ein gutes Gefühl haben.

Vielleicht hat ja dieser Beitrag mit Teil 1, 2 und 3 Ihre Entscheidungen etwas vereinfacht und Sie finden Ihr Traumpferd und werden lange glücklich mit ihm. 
Ich hoffe auch, ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick in meine Arbeit als Trainerin und Bereiterin gegeben. Vielleicht stehe ich Ihnen ja einmal beratend zur Seite.

Ihre Christina Stuiver 

www.cs-pferde.de

Admin - 21:46:47 @ Allgemein | 1 Kommentar

  1. Kristian

    2021-02-12

    Hallo Christina,

    Wegen der Formatierung ist es leider nicht einfach, den Artikel zu lesen, der Inhalt ist aber sehr informativ. Danke!

    LG

Kommentar hinzufügen

Die Felder Name und Kommentar sind Pflichtfelder.

Um automatisierten Spam zu reduzieren, ist diese Funktion mit einem Captcha geschützt.

Dazu müssen Inhalte des Drittanbieters Google geladen und Cookies gespeichert werden.