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Christina Stuiver

2017-04-30

Gedanken zur Reiterei…

Was wäre wenn wir alle unsere Pferde lieben und alles für sie tun würden?
Geben ihnen natürlich das Beste Futter, kaufen extra einen neuen Sattel und haben immer die neueste Trense oder Satteldecke, ein Auto zum Anhänger ziehen und natürlich einen Anhänger passend zum Auto. Vielleicht noch neue Reitstiefel und so weiter…. 

Aber, braucht ein Pferd das alles? 
Natürlich nicht, ein Pferd nicht… Wir brauchen das alles! 

Leider ist das Pferd ein Prestigeobjekt, ob man es will oder nicht! Da kommt man als Pferdebesitzer automatisch rein!
Es passiert im Unterbewußtsein glaub ich…
Der Mensch definiert sich darüber was er hat, wie er aussieht und was er tut. Mehr aber leider darüber wie er aussieht und was er trägt… Dabei wird das wichtigste vergessen, der tägliche, richtige Umgang mit dem Pferd. Das was an erster Stelle stehen sollte, tut es oftmals nicht. Die Gesundheit und das Wohlbefinden des geliebten Pferdes. Es ist doch wichtiger als die neueste Ausrüstung! … Oder?
 
Was ich täglich sehe, sind viele Pferde die dauerhaft ihr Fell weggescheuert haben, etwa durch einen unruhigen Schenkel entstanden, nicht durch einen veralteten Sattelgurt. Pferde, die vermutlich schreien würden, weil der Ruck immer wieder durchs Maul geht, nicht verursacht von einem unpassenden Gebiss. Der Hintern der unausbalanciert in den Sattel plumst und Rückenschmerzen verursacht, nicht der Sattel.

Ich sehe, dass ein längerer oder schärferer Sporen eingesetzt wird, weil das Pferd einfach nur Stumpf oder Faul ist. Danach jedoch auch nicht fleißiger. Ich sehe viele Pferde, die beim Reiten kaum noch die Füße anheben können, daher schleichen, ohne schwingenden Rücken, die in der Muskulatur dauerhaft verkrampft sind, oder die Dampfrinne 
schon ins Auge fällt, weil sie nichts zuzusetzen haben und jeden Tag mindestens eine Stunde in der Bahn ackern müssen. Dann noch auf´s Turnier müssen, nicht eine Prüfung, nein fünf und mehr, am besten noch auf verschiedenen Turnieren. Von drei bis siebenjährig ist das Pferd dann oft schon so verbraucht, dass sie lahm als Beisteller abzugeben sind. Da hilft meist auch kein Spezialfutter mehr.

Pferde, die unzufriden und widersetzlich sind… Da wundert man sich, dass das Pferd nicht mehr hochmotiviert ist? Wenn wir sieben Tage die Woche arbeiten müssten und echt Stress hätten, wie lange würden wir das durchhalten? (Klar, es kann natürlich auch Pferde geben, die Körperlich Probleme haben, auch schon in jungen Jahren, wo der Besitzer nichts dafür kann, davon ist hier natürlich nicht die Rede!)

Ich sehe echt viele Reiter die ihr Pferd einfach weiter reiten, obwohl es starke Rückenschmerzen hat, keinen Reitunterricht nehmen weil sie kein Geld (die Decke war zu teuer), oder es nicht nötig haben. Reiter die über ihr Pferd schimpfen, oder einfach sagen, “Ach, das ist nur eine Phase!” und weiter machen bis garnichts mehr geht, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Oftmals landen diese Pferde bei mir, werden als unreitbar abgegeben, oder schlimmstenfalls gehen sie zum Schlachter.

Ich frage mich, was machen diese Leute mit ihren Pferden? Oder besser gesagt, was nicht? Warum läßt der Besitzer es zu, dass es so schlimm kommt? Warum ist es nicht möglich zum teuren neuen Sattel einen zweiten oder dritten Anpassungstermin zustande zu bekommen? Oder anstatt die neue Marken Decke oder Schabracke zu kaufen einen Osteo/ Physiotermin auszumachen? 

Wir kennen doch alle den Spruch: “Der Reiter formt das Pferd.” 

Schaut euch einmal kritisch euer Pferd an und überlegt, wie man deren “Problemzonen” so trainieren kann, dass sie effektiv zum arbeiten kommen. Laßt euch vielleicht einmal Filmen und analysiert euren Ritt und den Bewegungsablauf. Ist die Kopf- Hals Einstellung gut? Das Hinterbein aktiv und schwingt der Rücken? Sitzt der Reiter ruhig und schwingt gut mit? Ist genug Spannung da um das Pferd zu unterstützen?

Man sollte es einmal hinterfragen, wenn das Pferd abgenommen hat, im Muskel sehr sehnig aussieht, ständig mit dem Schweif schlägt beim reiten, oder beim Satteln die Ohren anlegt oder sogar auskeilt. Ein Gespräch mit dem Reitlehrer, oder ein wechsel ist sinnvoll, wenn man das Gefühl hat es wird eher schlechter statt besser. Nicht darauf vertrauen, dass immer flacher werdende, oder schief gehende Pferde, Steigen, oder starkes Bocken über einen langen Zeitraum immer schlimmer werden mit zur Ausbildung gehört! Fragwürdige Methoden nicht hinnehmen und nach der Aktion auch mal was sagen, wenn sich mal wieder jemand des öfteren unfair verhält und ihm vielleicht einen guten Reitlehrer empfehlen. 

Es geht nicht darum irgendjemand anzugreifen, denn vermutlich jeder - mich eingeschlossen wird vielleicht bei einem dieser Dinge denken: “Oh schitt…” 
Es ist bestimmt jedem schon einmal passiert nicht gemerkt zu haben, dass er sein Pferd mit dem Sporen versehentlich aufgeritten hat. Oder das man sich fragt, “Was hat der doofe Gaul heute?” Und einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Das ist ganz normal, nur sollte man bei Dauerzuständen mal hinterfragen warum. Ich sehe eine Vielzahl und Häufigkeit an den verschiedensten Reitställen und Turnieren. 

Reiten ist so komplex und fordert jeden Tag immer wieder auf´s neue unsere Aufmerksamkeit. Auch wenn man Abends geschafft von der Arbeit kommt und einfach nur etwas reiten will. Sich über die neuen Bandagen freut und sie gerne ausprobieren möchte. Man sollte darüber nachdenken was wichtiger ist… Man könnte dann auch einfach mal die Longe rauskramen, oder grasen führen oder so was, das macht doch auch Spaß. Was bringt es sagen zu können, man habe gestern mit Hackemore oder ähnlichem geritten, wenn das Pferd vor Rückenschmerzen kaum laufen konnte… 


Warum darf es keine “normale” Trense sein, wenn das Pferd sich doch damit wohl fühlt? Es nützt auch nichts ohne Gebiss zu reiten, wenn das Pferd dann alle in der Bahn in Gefahr bringt, oder ohne Sperrriemen, wenn es Pferd eine Stunde lang das Maul aufreißt, weil ihm eine Druckverteilung fehlt, oder den plötzlichen Druck auf die Laden nicht mag. Auch wenn einfach der zehnte Sattel vom zehnten Sattler immer noch nicht sitzt, überdenkt man erst einmal kritisch den eigenen Reitstil. Vielleicht rennt das Pferd unter dem Sattel einfach vor seinem Reiter weg?
Klar kann mal Dinge oder Material ausprobieren, muss dann aber auch schauen, was uns beiden gut passt, oder halt nicht. Ich muss sagen, dass dauert auch etwas bis man das bei seinem Liebling heraus gefunden hat. Aber dann danken es einem die Pferde auch wenn man dabei bleibt. 

Pferde fühlen sich in gleichbleibenden Abläufen einfach wohl, das merkt man schon daran, wenn man mal ein paar Stunden später kommt als sonst. Wenn man viele neue Dinge ausprobiert, oder immer wieder verschiedene zeitliche Abläufe bietet, reagiert ein sensibles Pferd meistens mit Nervosität statt mit Entspannung darauf. Allerdings ist es natürlich wichtig, ein Pferd auch vorsichtig an verschiedene Abläufe zu gewöhnen, damit es nicht in besonderen Situationen durcheinander gebracht wird und Tagelang durch den Wind ist, wie z.B. nach einem Turnier, oder Klinikbesuch. Das kann man gut üben, auch das Verladen. Und damit meine ich nicht mit zehn Leuten drauf prügeln direkt am Turniertag. Wenn ich weiß, dass mein Pferd Stress beim Verladen hat, warum zeige ich ihm nicht, dass es nichts besonderes ist und es sich entspannen kann? Üben in ruhigen Situationen hilft.
Ich denke, viele Probleme lassen sich vermeiden indem man etwas aufmerksamer ist und auf sein Pferd eingeht.

Findest du der Pferdesport vor deiner Nase wird Pferdefreundlicher? Ist es so? 
In meinen Augen ändert sich viiiieeeeel Material und Gott sei Dank auch bei einigen die Einstellung. Das ist schon mal ein Anfang. Das ist das Entscheidene im Reitsport! 
Seid aufmerksam!

Viele liebe Grüße Eure Christina Stuiver
www.cs-pferde.de 

Admin - 19:34:21 @ Allgemein | 1 Kommentar